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Renate Lehnort

 

Fahr zur Hölle

 

Psychothriller

 

 

 

BLICK INS BUCH:

 

„Da bin ich wieder“, sagte Carin mit einem breiten Lächeln und stellte den Koffer ab.
Sie sagte es in einer Art, als wäre sie nur eine Stunde weg gewesen und nicht fast ein halbes Jahr. Aus Angst, dem Druck der Tränen nachzugeben, sprach ich kein Wort, sondern zog sie nur an meine Brust.
So standen wir mehrere Minuten.
Schließlich sagte ich: „Komm’ doch herein. Willst du einen Kaffee? Er ist noch warm.“
Sie nickte, immer noch lächelnd. „Wie geht es dir, Bärchen?“, fragte sie, während sie sich setzte.
„Jetzt gut“, antwortete ich und verschlang sie mit meinen Augen. „Du bist schöner denn je. Die Landluft scheint dir gut getan zu haben.“
„Ja. Ich habe mich gut erholt.“
„Bist du ... bist du ...“
„Ja, ich bin vom Koks weg“, unterbrach sie mich mit Stolz in der Stimme. „Die ersten Wochen waren die Hölle.“
„Ich hätte nicht gedacht, dass du es alleine schaffst.“
Sie zündete zwei Zigaretten an und steckte mir eine davon in den Mund. Wir rauchten eine Weile still. Dann sagte sie: „Habe ich auch nicht. Meine Tante und ihr Hausarzt haben mir dabei geholfen. Aber sprechen wir von etwas anderem. Was hast du so die ganze Zeit gemacht? Bin ich dir abgegangen?“ Sie begleitete die Frage mit einem koketten Lächeln.
„Du bist mir mehr als abgegangen.“
„Hattest du eine Freundin? Sei ehrlich, es würde mir nichts ausmachen – ich war lange weg.“
Ich schüttelte den Kopf. „Nein, die hatte ich nicht. Ich habe auf dich gewartet ... Ich dachte schon, du kommst nie mehr zu mir zurück – so wie ich dich behandelt habe.“
„Wir wollen nicht mehr davon sprechen.“
„Danke.“
Es verging nahezu eine Minute.
„Ich habe jetzt einen Job“, tat ich schließlich kund.
Die ehrliche Freude war ihr anzusehen. „Wie schön!“, rief sie aus. „Wo?“
„In einer Buchhandlung, nur eine Viertelstunde von hier – am Nieuwmarkt. Ich bin sehr gerne dort, die Arbeit macht mir Spaß. Ich verdiene zwar nicht wahnsinnig viel, aber wenn wir bescheiden leben, kannst du ohne Arbeit zu Hause bleiben.“ Ich pausierte. Dann gestand ich: „Mein Erspartes ist leider verbraucht.“
Sie nahm meine Hände in die ihren. „Das macht nichts. Ich möchte nicht nur Zuhause sitzen, ich werde mitverdienen. Keine Sorge“, setzte sie hastig hinzu. „Nicht als Callgirl. In den Monaten, wo ich weg war, sind mir zwei Dinge klar geworden: Ich ruiniere meinen Körper und meinen Geist durch das Koksen und werde dich verlieren. Das wollte ich nicht. Ich möchte dir eine gute Ehefrau sein und ich will, dass unsere Ehe funktioniert.“
„Das will ich auch, mein Engel.“
Eine Verlegenheitspause entstand.
Sie stand auf. „Ich packe jetzt einmal meinen Koffer aus“, bemerkte sie und ging ins Vorzimmer.
„Warte, ich helfe dir“, sagte ich und folgte ihr.
„Leg’ ihn bitte auf das Bett im Schlafzimmer.“
„Okay.“
 Ich legte den Koffer auf das Bett und setzte mich daneben. Still beobachtete ich, wie sie Stück für Stück in den Schrank legte. Jedes Mal, wenn sie sich bückte, sah ich ihre festen Schenkel und im Ausschnitt ihres Kleides den Ansatz ihrer Brüste. Ein wohlbekanntes prickelndes Gefühl erfasste mich. Ich stand auf, trat hinter sie und strich, als sie sich wieder bückte, mit einer Hand über ihre Pobacken, während ich meine zweite Hand auf ihren Busen legte, als sie sich aufrichtete. Sie drehte sich in meinen Armen um und lachte leise. Ich schob ihre langen Haare zur Seite und liebkoste mit meinen Lippen ihren Hals – diese Berührung mochte sie besonders. Sie presste sich an mich. Durch das dünne Sommerkleid fühlte ich ihren Körper, als wäre er nackt. Mir wurde heiß.
„Ich hatte solche Sehnsucht nach dir“, murmelte Carin. „Du bist  der einzige Mann auf der ganzen Welt, den ich jemals geliebt habe. Die anderen waren alle nichts ... nichts gegen dich. Niemals werde ich einen anderen so lieben können wie dich ... liebst du mich auch?“
Ich fühlte ihre Hände, ihre Lippen, ihre Haut.
„Sag es! Sag es, Hans!“ Ihre Stimme bebte.

 

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